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Götz Schleser über Ehrenamt und Nachwuchsförderung

Götz Schleser ist Berliner Fotograf und porträtiert seit rund 20 Jahren die Politiker*innen der Bundesländer und Ministerien, arbeitet für DER SPIEGEL, die ZEIT oder auch für Mercedes Benz und Sixt.

Neben seiner Arbeit engagiert er sich im Vorstand des BFF, dem Berufsverband Freier Fotografen und Filmgestalter. Seit 50 Jahren setzt sich der Verband für die Belange der Branche ein. Im Herbst 2021 war der BFF mit “Der Neue BFF Förderpreis” bei uns zu Gast, einem Preis, der junge Talente ausstellt und durch ein mehrmonatiges 1:1 Mentoring auf den Berufsweg vorbereitet. Mit Götz haben wir im Gespräch auf die Branche geblickt und gefragt, warum ihm die Nachwuchsförderung so wichtig ist.

Isabel Neuendorf: Seit Ende der 90er-Jahre arbeitest du als freischaffender Fotograf. Wie blickst du auf deine Karriere?

Götz Schleser: Ich habe mich in den ersten Jahren meines Berufslebens wenig darum gekümmert, was meine Kollegen tun. Das war gut für mich, um meinen eigenen Stil zu entwickeln, das hat sich heute sehr geändert, auch durch den Förderpreis, ich bin offen für alle Stilrichtungen und kann fotografische Statements, die ich persönlich nicht mag, stehen lassen und respektieren. Vor meiner Selbstständigkeit habe ich einem Studio für Werbe- und Architekturfotografie gearbeitet und erlebt, wie die analoge Fotografie durch digitale die Fotografie abgelöst wurde. Parallel zu meiner Anstellung habe ich die Meisterschule besucht und mich nach dem Abschluss selbstständig gemacht, für Tageszeitungen und Magazine gearbeitet und mich zunehmend auf Portraits spezialisiert. Ich liebe es, Menschen zu porträtieren, das tue ich heute für Parteien, Firmen, NGOs... für alle die meine Bilder mögen und für mich.

War die Digitalisierung eine wesentliche Veränderung für die Branche?

Es hat sich das Medium geändert, auf dem das Foto abgebildet wird. Im Endeffekt muss ich heutzutage sowieso für meine Kund*innen digitalisieren, am Film festzuhalten würde keinen Sinn machen. Und ja, sicher hat sich viel geändert, aber die Änderungen der Digitalisierung betrifft ja alle Professionen, nicht nur die Fotografie. Die Kund*innen wollen eine digitale Datei. Der Umweg über Film und Scannen ist veraltet.

Die Ausgezeichnetes des "Der Neue BFF-Förderpreises" waren mit Workshops und ihrer Ausstellung bei uns zu Gast im Design Zentrum Hamburg
Die Ausgezeichnetes des "Der Neue BFF-Förderpreises" waren mit Workshops und ihrer Ausstellung bei uns zu Gast im Design Zentrum Hamburg

Das BFF hat ein starkes Netzwerk und als Teil des Vorstandes hast du einen guten Blick über die Branche. Was beschäftigt Fotograf*innen aktuell?

Corona hat die Arbeitslage durcheinandergebracht. Es gibt Kolleg*innen, die normal weiter arbeiten. Dann gibt es Kolleg*innen, die seit zwei Jahren 100% Verlust haben. Man kann nicht pauschal definieren, wer warum wie viele Aufträge hat. In meinem Bereich arbeite ich zum Beispiel nur mit Menschen. Da bestimmt die aktuelle Corona-Lage sehr stark, ob der Auftrag stattfindet oder nicht.

Du leitest mit Sonja Hofmann den “Der Neue BFF-Förderpreis”, der junge Talente durch ein Mentoring, Workshops und eine Ausstellung fördert und sichtbar macht. Was sind Themen, die euch im aktuellen BFF-Förderpreis beschäftigen?

Tatsächlich war das analoge Fotografieren ein wesentliches Thema. Wir haben viele Teilnehmer*innen, die analog arbeiten möchten. Ich schätze es sehr, nein ich liebe es, dass an den Hochschulen der künstlerische Blick auf die Fotografie geschärft wird. Im Förderpreis sind wir mit dem Mentoringprogramm für die Teilnehmer sehr nahe an der aktuellen Realität der kommerziellen Fotografie und können auch das den Teilnehmer*innen vermitteln.

Wie blickt der Nachwuchs im “Der Neue BFF-Förderpreis” auf die berufliche Zukunft?

Ich glaube, viele haben noch nicht auf dem Schirm, was auf sie zukommt. Leider werden die Studierenden von den Hochschulen oder von ihren Institutionen, wo sie ausgebildet werden, nicht genug darauf vorbereitet. Teilweise setzen wir im Förderpreis genau da an. Etwa durch Workshops, wo wir über Pflichtversicherungen sprechen oder über die KSK. Wie hoch sollte mein Tagessatz sein? Wie kalkuliere ich meine Fixkosten?

Was ist dein Rat an junge Fotograf*innen, die gerade ihren Berufsweg aufbauen?

Es ist wichtig, sein eigenes Ding zu suchen und nicht auf aktuellen Wellen zu reiten. Das funktioniert mal 2 bis 3 Jahre gut, aber wenn du es nicht schaffst, in dieser Zeit dein eigenes Ding zu machen, dann ist die Welle weg und du auch. Beim Förderpreis hatten wir einige Bewerbungen, die alle gleich aussahen. Du wirst für deine Bilder und deinen Stil von Kund*innen gebucht und nicht für die Bilder, die im Moment alle machen. Letztlich ist es auch deine Aufgabe, an deinem Stil festzuhalten und diesen deinen Kreativ-Partnern, die dich buchen sollen, zu vermitteln.

Es ist wichtig, sein eigenes Ding zu suchen und nicht auf aktuellen Wellen zu reiten.

Absprachen mit Kund*innen, Reisen zu Aufträgen und nachträgliche Bildbearbeitung packen deine Arbeitswoche voll. Wie hast du zum BFF gefunden und entschieden, dich zu engagieren?

2017 hatten die Berliner und Hamburger Kolleg*innen die Ausstellung From Dusk Till Down fotografiert und in einer Pop Up Galerie gezeigt. Das war zauberhaft schön. Ich stand in der Ausstellung und dachte: “Hier möchte ich Teil von sein”. Angefangen habe ich als Mentor im Förderpreis. Im nächsten Jahr wurde ich gefragt, ob ich die Leitung des Förderpreises mit übernehmen möchte, jetzt bin ich Teil des Vorstandes. 

Was motiviert dich, sich ehrenamtlich neben deinem Job zu engagieren?

Der BFF-Förderpreis ist von Sonja Hoffmann, den Initiator*innen und mir ein Herzensprojekt. Im aktuellen BFF-Förderpreis haben wir 12 tolle junge Leute ausgewählt, die Bock haben und die für Fotografie brennen. Diese Stimmung entlohnt für die ganze Arbeit und macht meinen Kopf frei. Rafael Heygster hat 2019 den BFF-Förderpreis gewonnen und so schön gesagt: “Ich brauchte mich nur noch neben meine Bilder zu stellen und meine Karriere hat begonnen.” Das ist unsere Motivation.

Was beschäftigt dich im BFF über den BFF-Förderpreis hinaus?

Wir wollen nicht als altbackener Verein dastehen, sondern wollen das wertvolle Wissen, was wir und unsere vielen Mitglieder haben, verdammt gerne weitergeben. Sei es im BFF-Förderpreis oder in der Akademie für Profis und Newcomer über den Verein hinaus. Die BFF Akademie startet gerade mit vielen Workshops und online Seminaren durch.

 

Der Nachwuchs, als auch freie Fotograf*innen und Filmgestalter*innen können sich immer an den BFF wenden. Auf der Website findest du Ansprechpersonen und den Vorstand mit Kontaktinformationen. Wer als Student*in im BFF mitmachen will, kann das über eine Juniormitgliedschaft.

 

Porträt Götz Schleser: Selbstporträt

Fotos: Stephan Lemke, foerderpreis.bff.de

 

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