Weitere Initiativen der Hamburg Kreativ Gesellschaft
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Weitere Initiativen der Hamburg Kreativ Gesellschaft

Mehr Gleichberechtigung im Design

Passion ist ein starker Motor für Designer*innen, um in der Design-Szene zu arbeiten und den Berufsweg zu gestalten. Allerdings ist dieser Weg von so einigen Herausforderungen geprägt. Auch in der Design-Branche gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Wir haben mit Anissa Carrington und Karo Berndt über ihre Arbeit für Ladies, Wine & Design in Hamburg gesprochen. Seit 2018 gibt es dank ihnen ein Chapter in Hamburg und bereits 23 Events, welche femme und nicht-binäre Designer*innen vernetzt und empowert. Im Interview geben die zwei einen Einblick in ihre Arbeit und teilen ihre Perspektive auf die Hamburger Designbranche.

Karo und Anissa führen in den Abend bei uns ein.
Karo und Anissa führen in den Abend bei uns ein.

Isabel Neuendorf: Welche Themen liegen euch in Hamburg mit eurer Arbeit besonders am Herzen?

Anissa & Karo: Die Mission von LW&D liegt darin, unterrepräsentierte Kreative zu vernetzen und damit zu stärken. Jedes Chapter - so nennen wir die lokalen Ableger - agiert hierbei autark und setzt eigene Schwerpunkte. Bei uns in Hamburg liegt der Fokus darauf, Vorbilder sichtbar zu machen, den Nachwuchs zu fördern und den Status quo infrage zu stellen. Wir glauben, dass die Branche nur so nachhaltig verändert werden kann. 

Was genau meint ihr mit “den Status quo” infrage stellen?

Auch wenn die Branche sich selbst für sehr progressiv hält, ihr Status quo ist es nicht. Die Repräsentanz von femme und nicht-binären Personen wird immer noch dünner, je höher man auf der Karriereleiter der Unternehmen blickt. Auch werden unter dem Deckmantel der Kreativität oft noch viele *isms wie Sexismus und Rassismus toleriert. Uns ist es wichtig, offen darüber zu reden und damit dazu beizutragen, dass derartige Strukturen nicht nur erkannt, sondern herausgefordert und auf lange Sicht abgeschafft werden.

 

Warum ist es so wichtig; Vorbilder zu haben und für wen sucht ihr Vorbilder?

Besonders für junge Kreative ist es wichtig, Vorbilder und Mentor*innen zu haben, die ihnen mögliche Wege aufzeigen, sie motivieren und ihnen bei der Orientierung in unserem vielseitigen Berufsfeld helfen. Das kann auf einer ganz praktischen Ebene passieren (Portfolio Reviews, Hilfe beim Schritt in die Selbstständigkeit, Kooperationen), aber auch durch bloße Repräsentation für Inspiration sorgen – wie zum Beispiel durch Referent*innen, die in traditionell eher durch Männer besetzten Berufen arbeiten. Sie sitzen auf dem Regiestuhl, hinter der Kamera, leiten Agenturen und Studios und zeigen damit unseren Teilnehmer*innen: Ich mach das, also kannst du das auch. 

Warum braucht es so ein Netzwerk wie Ladies, Wine & Design?

LW&D wurde 2015 von der Designerin Jessica Walsh in New York gegründet. Die Mission von LW&D ist es, für mehr Repräsentation und Diversität in der Kreativbranche zu sorgen und das bis hoch in die Führungsebene. 

Nur 0,1% der Kreativagenturen weltweit werden von Frauen oder Nicht-binären Personen gegründet – die Anzahl der BIPOC-Gründer*innen ist sogar noch weitaus kleiner.

Was sind Themen, Sorgen und Wünsche, die ihr in euren Veranstaltungen von Hamburger Designer*innen hört?

Jedes Thema, das wir in unseren Salon Nights besprechen, ist auf seine eigene Art spannend. Bereiche, die sicherlich für die lebhaftesten Gruppendiskussionen oder meisten Nachfragen gesorgt haben, sind aber vermutlich Themen wie der Schritt in die Selbstständigkeit, das Arbeiten in einer Agentur als Elternteil oder auch die rassistischen und sexistischen Erfahrungen, die insbesondere mehrfach marginalisierte Menschen beim Arbeiten in der Kreativbranche machen. 

 

Djenna Wehenpohl war unter dem Motto "Power Moves" zu Gast. Sie ist Head of Operations & Strategy bei Karakaya Talks und gab Tipps, wie man sich strategisch in Organisationen und Systemen bewegen kann.
Djenna Wehenpohl war unter dem Motto "Power Moves" zu Gast. Sie ist Head of Operations & Strategy bei Karakaya Talks und gab Tipps, wie man sich strategisch in Organisationen und Systemen bewegen kann.

Ihr spracht gerade schon die Chapters an: Wo gibt es überall Ladies Wine & Design und wie können wir uns eure Treffen genau vorstellen?

Was als monatliches Pizzaessen und Weintrinken begann; ist mittlerweile eine non-Profit Initiative, die an die 300 Chapter weltweit zählt. Wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, finden monatliche „Salon Nights“ statt, bei denen sich femme und nicht-binäre Personen der Kreativbranche treffen, austauschen und gegenseitig inspirieren. Bei uns in Hamburg beginnt jede Salon Night mit einem Beitrag zu einem relevanten Thema. Das kann ein Vortrag sein oder eine Paneldiskussion, ein Workshop oder auch ein Interview. Danach gibt es guten Wein und gute Gespräche. 

Was ist eure Rolle bei Ladies, Wine & Design Hamburg?

Unsere Arbeit bei LW&D spielt sich meistens hinter den Kulissen ab. Wir kuratieren die Themen und Referent*innen, finden schöne Orte und sorgen dafür, dass unsere Salon Nights dort stattfinden können. Promo, Ticketing, Catering, Technik – das gehört alles dazu. Bei den Events selber geben wir meistens nur eine kleine Anmoderation und setzen uns dann selber ins Publikum. das ist das Schönste an unserer Rolle als Chapter Leader: Wir sind die Einzigen, die wirklich jede Salon Night und damit alles an Inspiration und Impulsen mitnehmen können. 

Gab es bei euch eine Initialzündung; sich für Ladies, Wine & Design in Hamburg zu engagieren?

Wir hatten beide Jessica Walsh und ihre Arbeit schon länger auf Instagram verfolgt und sind dadurch auch auf LW&D gestoßen. Auf der Suche nach dem nächsten Treffen des Hamburger Chapters haben wir festgestellt, dass es das noch gar nicht gab. Seltsam eigentlich, da Hamburg ja eine riesige Kreativszene hat und die deutsche Branche mitprägt und -trägt. Deshalb haben wir das Chapter dann einfach selber gegründet. 

Für Interessierte: Wer kann eure Veranstaltungen besuchen?

Die Veranstaltungen richten sich an femme und nicht-binäre Personen. Da es hier insbesondere um die Sichtbarmachung dieser Personen geht und vor allem ums connecten von Kreativkoryphäen mit dem Nachwuchs ist es uns wichtig. Die wenigen Veranstaltungsplätze sollen auch genau von diesen Personen besetzt werden.

 

Fotos: Laura Müller

 

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